MicroStrategy’s Bitcoin-Verwahrung: Zwischen Diskretion und Transparenz

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By Jonas Schröder

MicroStrategy, ein Unternehmen für Unternehmenssoftware, das sich zu einem bedeutenden Bitcoin-Halter entwickelt hat, verfolgt eine unverwechselbare Strategie zur Sicherung seiner beträchtlichen digitalen Vermögensreserven, die sich auf insgesamt etwa 72 Milliarden US-Dollar belaufen. Anders als viele institutionelle Investoren, die ihre Verwahrungspartner öffentlich benennen, wahrt MicroStrategy ein hohes Maß an Diskretion, indem es seine Bitcoin auf mehrere, größtenteils nicht offengelegte Verwahrer verteilt. Dieser Ansatz, der potenziell Risiken diversifiziert, wirft Fragen hinsichtlich der Transparenz und der Anlegersicherheit in einer sich entwickelnden Regulierungslandschaft auf, in der der Nachweis von Reserven (Proof of Reserves) zunehmend gefordert wird.

  • MicroStrategy verwaltet Bitcoin-Reserven im Wert von etwa 72 Milliarden US-Dollar.
  • Das Unternehmen nutzt eine dezentrale Verwahrungsstrategie bei mehreren, meist nicht offengelegten, NYDFS-regulierten US-Anbietern.
  • Coinbase Prime wird weithin als der primäre Verwahrungspartner von MicroStrategy angesehen.
  • Die diskrete Verwahrungsstrategie steht im Kontrast zur steigenden Marktnachfrage nach Transparenz und „Proof of Reserves“.
  • Es besteht eine Spannung zwischen Michael Saylors Argumenten für Sicherheit und der Erwartung von Offenlegung durch Anleger und Regulierungsbehörden.

Das Unternehmen hat sich stets auf seine Verwahrungsvereinbarungen als Nutzung „verschiedener Verwahrungsstrukturen“ bezogen. Ihre offizielle Haltung besagt, dass es sich um „in den USA ansässige, institutionelle Verwahrer handelt, die nachweislich die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften und Informationssicherheit gewährleisten“, wobei alle Einheiten vom New York Department of Financial Services (NYDFS) reguliert werden. Dieser beschreibende Rahmen schränkt das Feld potenzieller Partner erheblich ein und deutet auf eine ausgewählte Gruppe von Unternehmen hin, die über Treuhandlizenzen für begrenzte Zwecke (Limited Purpose Trust Charters) verfügen, welche für solche Operationen unerlässlich sind.

Während die vollständige Liste der Verwahrer vertraulich bleibt, bieten Einblicke von Branchenkennern und Blockchain-Analysen Hinweise. Coinbase, eine prominente Kryptowährungsbörse und -verwahrer, wird stark als Schlüsselpartner impliziert. Brian Armstrong, CEO von Coinbase, erklärte auf X, dass Coinbase Prime Bitcoin für acht der zehn größten börsennotierten Unternehmen verwahrt, die BTC in ihrer Bilanz halten – eine Statistik, die weithin so interpretiert wird, dass sie MicroStrategy einschließt. Darüber hinaus deuten Unternehmensunterlagen darauf hin, dass Coinbase MicroStrategys „Hauptmarkt für Bitcoin“ ist. Über Coinbase hinaus hat das Blockchain-Intelligenzunternehmen Arkham Intelligence berichtet, dass ein geringes Volumen von MicroStrategys BTC, etwa 70.000 US-Dollar, im Mai zu Fidelity transferiert wurde, was auf eine weitere potenzielle Verwahrungsbeziehung hindeutet.

Der Kreis der vom NYDFS regulierten Verwahrer mit Treuhandlizenzen für begrenzte Zwecke umfasste im Frühjahr 2023 lediglich neun Unternehmen: BitGo, Coinbase, GMO-Z.com, Fidelity, Bakkt, Gemini, NYDIG, Paxos und Standard Custody & Trust Company. Unter diesen stellt Bakkt mit seiner Akquisition der Digital Asset Custody Company im Jahr 2019 und dem anschließenden Erhalt einer Treuhandlizenz für begrenzte Zwecke einen weiteren plausiblen Kandidaten für das diverse Verwahrungsnetzwerk von MicroStrategy dar.

Die Notwendigkeit der Transparenz bei der Verwahrung digitaler Vermögenswerte

Der diskrete Charakter der Verwahrungsvereinbarungen von MicroStrategy zieht Parallelen zu früheren prominenten Misserfolgen im Kryptowährungssektor. Der dramatische Kollaps von FTX und die Insolvenzen der Silvergate Bank und Signature Bank dienen als drastische Erinnerung an die Risiken, die mit undurchsichtigen Finanzoperationen und vermischten Geldern verbunden sind. Diese Ereignisse unterstreichen die wachsende Nachfrage des Marktes nach Nachweisen der Reserven (Proof of Reserves) und umfassender Transparenz von Institutionen, die erhebliche digitale Vermögenswerte verwalten.

MicroStrategy hat diese Bedenken durch seinen früheren Firmennamen bereits gegenüber der SEC angesprochen und erklärt, dass jüngste Insolvenzen in der Kryptoindustrie „das Geschäft oder die finanzielle Lage von MicroStrategy nicht wesentlich direkt beeinflusst haben“. Der breitere Markt setzt sich jedoch weiterhin für mehr Offenlegung ein. Michael Saylor, Chairman und Mitbegründer von MicroStrategy, hat öffentlich gegen die Weitergabe detaillierter Listen von Verwahrern oder Nachweisen der Reserven argumentiert, unter Berufung auf Sicherheitsbedenken. Umgekehrt wird, wie Brian Armstrong bemerkte, von Anlegern und Regulierungsbehörden bei einem börsennotierten Unternehmen wie MicroStrategy, das unter dem Ticker MSTR gehandelt wird, ein gewisses Maß an Offenlegung generell erwartet. Diese anhaltende Spannung zwischen firmeneigener Sicherheit und Markttransparenz bleibt ein kritischer Diskussionspunkt für die institutionelle Beteiligung an der digitalen Vermögenswirtschaft.

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